Finanzen

Bundesbank-Chef lehnt neuen Schuldenerlass für Griechenland ab

GDN - Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, ist gegen einen neuerlichen Schuldenschnitt für Griechenland. "Ein Schuldenerlass, der nur dazu führt, dass wir in fünf Jahren wieder vor der gleichen Situation stehen, wäre kontraproduktiv und ein falsches Signal für die Programmländer", sagte Weidmann im Interview mit dem "Handelsblatt" (Montagausgabe).
Die Krise in Griechenland könne nur durch Reformen im Land selbst überwunden werden. "Neue Hilfen allein schaffen keine wettbewerbsfähigen Unternehmen und dauerhaft soliden Staatsfinanzen." Weidmann, seit 2011 an der Spitze der Bundesbank und Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), warnte zudem vor der Annahme, die Schuldenkrise sei vorbei. Zwar habe die Versicherung von EZB-Präsident Mario Draghi, die Zentralbank werde alles Notwendige zur Rettung des Euros tun, für eine Beruhigung an den Finanzmärkten gesorgt. Doch diese Ruhe sei "trügerisch" gewesen und die Debatte über neue Hilfen für Athen zeige, "dass die Krise nicht vorbei und zu ihrer Überwindung noch viel zu tun ist", sagte Weidmann. "Das schnelle Ende der Krise zu beschwören ist sachlich falsch und schwächt die Reformbemühungen." Mit Blick auf den laufenden Aufbau der Bankenaufsicht der EZB spricht sich Weidmann für die Abwicklung von Instituten aus, die kein tragfähiges Geschäftsmodell haben und die keine privaten Investoren zur Aufbesserung ihrer Kapitalpolster finden. "Banken ohne tragfähiges Geschäftsmodell sollten nicht mit öffentlichem Geld am Leben gehalten werden", sagte Weidmann. Die EZB beginnt demnächst mit einer Buchprüfung bei den Instituten, der sich Stresstests anschließen. Es wird erwartet, dass einige Banken danach neuen Kapitalbedarf haben werden. Vor der Abwicklung einer Bank müsse allerdings geprüft werden, ob dies ohne Gefährdung der Finanzstabilität des Euro-Raums möglich sei, sagte Weidmann.
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