Finanzen

Das Ende zweier Baumarkt-Riesen

Praktiker und Max Bahr

GDN - Das Ende des Baumarkt-Riesen Max Bahr steht vor der Tür, da drei Insolvenzverwalter und die ehemaligen Eigentümer es nicht vermochten das Unternehmen zu retten. Max Bahr wurde von der Praktiker-Insolvenz zur Kapitulation gezwungen.
Eine Prekäre Geschichte
Die drei Insolvenzverwalter, die verhindern wollten, dass zwei Baumarktketten auf einen Schlag bankrott gehen kennen sich seit Jahren und arbeiten sehr gut zusammen, dennoch ist ihr Rettungsversuch kläglich gescheitert. Die Baumarktketten Praktiker und Max Bahr fallen gerade in sich zusammen, die Insolvenz wird abgewickelt werden.

Die Frage nach der Schuld lässt sich wie so oft nicht einfach beantworten.
Die Praktikerpleite reißt Max Bahr mit in den Abgrund
Die Baumarktkette Praktiker ist praktisch gar nicht mehr existent. Im Juli diesen Jahres meldete das Unternehmen Insolvenz an und war nicht mehr zu retten. Die Praktiker-Filialen sind größtenteils gerumt, die Waren im Zuge des Insolvenzverfahrens veräußert und die Mitarbeiter arbeitslos oder in eine Transfergesellschaft gewechselt. Nur zwei Wochen später musste die bis dahin gesunde Baumarktkette Max Bahr kapitulieren, die sich erst kurz zuvor mit Praktiker zusammengeschlossen hatte.
Max Bahr unschuldig in Insolvenz
Bis zur Insolvenz von Praktiker war Max Bahr eine kerngesunde Tochter der Muttergesellschaft, die dafür bekannt war pünktlich Verbindlichkeiten zu begleichen und mit ihren engagierten Mitarbeitern bei den Kunden sehr beliebt war. Max Bahr war längere Zeit schon die große Stütze des Konzerns gewesen, doch eines Tages versagt jede Stütze und so kapizulierte zwei Wochen nach der Praktikerinsolvenz auch Max Bahr.
Drei Insolvenzveralter schaffen auch kein Happy End
Die drei Insolvenzverwalter Christopher Seagon (Praktiker-Insolvenz), Jens Sören (Max-Bahr-Insolvenz) und Udo Gröner (Insolvenzverwalter der gemeinsamen Holding) wussten von Beginn der Insolvenzen an um die Größe und den Ehrgeiz des Projekts, doch alle dei waren sich sicher: Max Bahr hatte gute Chancen mit einem blauen Auge aus der Sache herauszukommen und den Abbruch der Muttergesellschaft zu überleben um weiter zu existieren.
Die Insolvenzverwalter täuschten sich
Die Prognose der Insolvenzverwalter war leider falsch, sowohl Praktiker als auch Max Bahr wird es schon bald nicht mehr geben.

"Das tut wirklich sehr weh", sagt Dirk Möhrle, "es ist das Lebenswerk meines Vaters." Im Jahre 1954 hatte Peter Mörle die Holzhandlung von Max Bahr übernommen und schritt für schritt zu einer Baumarktkette ausgebaut, die ihren ursprünglichen Namen nie abgegeben hatte. Nachdem der Sohn im Jahre 2004 aus dem Unternehmen ausschied, da es zwischenmenschliche Unstimmigkeiten zwischen ihm und seinem Vater gegeben hatte, entschloss der Senior sich knapp zwei Jahre später dazu einen Teil seines Betriebes an die ehemalige Metro-Tochter Praktiker zu verkaufen, die sich zwischenzeitlich ein börsennotiertes Unternehmen war.
An Praktiker wurde jedoch nur das operative Geschäft verkauft, die Immobilien veräußerte Möhrle separat für knapp 800 Millionen Euro an den britischen Fond Moor Park und Praktiker übernahm eine langfristige Bürgschaft für den aufgenommenen Kredit von Moor Park. Es schien alles klar und die Rendite mehr als sicher - bis dann schließlich Moor Park Mitte vergangenen Jahres Insolvent wurde und der Gläubiger, die Royal Bank of Scotland den Bürgen Praktiker iin die Verantwortung zog.
Womöglich - und nicht gerade unwahrscheinlich - wären die Dinge auch für alle mehr oder weniger glimpflich verlaufen, hätten bei Praktiker nur Profis agiert. Stattdessen verrannte man sich in irrwitzigen Rabattaktionen ("Zwanzig Prozent auf alles. Außer auf Tiernahrung"). Diese Rabattaktionen brachten zwar zunächst mehr Umsatz, aber eben gleichzeitig auch immer weniger Gewinn.
Am Ende konnte auch die Praktiker-Tochter Max Bahr keine Unterstützung mehr liefern, als eine konfuse Gemengelage von zögernden Aufsichtsräten, wechselnden Vorständen und illustren Aktionären sowie einer Heerschar von Beratern den Mutterkonzern scheitern ließen.

In Guten Zeiten arbeiteten rund 15.000 Mitarbeiter bundesweit in 315 Märkten - wie viele Arbeitsplätze schlußendlich gerettet werden können ist derzeit noch unklar, zwei Großkonzerne haben jedenfalls bereits ihr Interesse bekundet: Der saarländische Warenhauskonzern Globus und der Dortmunder Baumarkt Hellweg
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