Technik

Tengelmann-Chef sieht im Internet eine "kreative Zerstörung"

GDN - Karl-Erivan Haub, Chef der Tengelmann-Gruppe, sieht im Internet eine kreative Zerstörung. "An die Stelle von etwas Altem tritt etwas Neues. Alles wird schneller", sagte er im Interview mit dem "Handelsblatt".
Die Dominanz der Amerikaner möge für das eine oder andere Geschäftsmodell bedrohlich sein, aber nicht für den Handel. "Amazon wurde zwar in den USA geboren, aber jeder hier kann versuchen, selbst etwas aus der Gründungsidee zu machen", betonte er mit Blick auf den Online-Schuhhändler Zalando, an dem die Tengelmann-Gruppe beteiligt ist. "Zalando ist mit einer Milliarde Euro Umsatz und 100.000 Kunden täglich im Vergleich immer noch klein, aber Amazon hat auch fast 20 Jahre Vorsprung." Zalando werde deutlich schneller profitabel werden als der US-Onlinehändler, der ein Jahrzehnt gebraucht hätte, zeigte sich Haub überzeugt. Für das Online-Geschäft mit Lebensmitteln sieht er dagegen keine großen Chancen. "Da geht nicht viel – auch nicht in Amerika", so sein Urteil. Am meisten litten die alteingesessenen Händler unter dem Beharren auf dem, was sie hätten. "Und viele Manager haben Angst vor dem Verlust der Autorität gegenüber den Eingeborenen des digitalen Zeitalters", sagte Haub. Der 52-Jährige führt die Tengelmann-Gruppe, die 2011 knapp 10,8 Milliarden Euro umsetzte, seit dem Jahr 2000 in fünfter Generation. Zu den Geschäftsfeldern gehören die Lebensmittelläden Kaiser`s Tengelmann, der Textil-Discounter Kik und die Baumärkte von Obi. Dazu kommen Beteiligungen an Netto, Tedi und Woolworth sowie an mehr als 20 Internet-Start-ups, darunter Zalando, Babymarkt.de und Otto-Gourmet. Mit Blick auf die Lage des deutschen Einzelhandels spricht Haub von gedämpftem Optimismus. "Es ist keine Krise, es ist allerdings auch nicht zum Jubeln", sagte er. "Ich bleibe skeptisch." Seiner Ansicht nach wird es 2013 zu einer weiteren Bereinigung des Marktes kommen, insbesondere bei den Textilhändlern und den Baumärkten. Er befürchtet, dass auch die Zeit der Kaufhäuser vorbei ist. Politisch bezog Haub Stellung zur 2013 anstehenden Bundestagswahl. "Ich fand das Paar aus Kanzlerin Merkel und Finanzminister Steinbrück in der Großen Koalition bis 2009 nicht verkehrt. Warum nicht an eine Wiederholung denken?", fragte er. Bereits 2005 hatte Tengelmann zur Wahl von Angela Merkel als Kanzlerin aufgerufen. "Im Zweifel für eine Frau", hieß der Slogan damals.
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