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Deutsche Bahn warnt vor zu hohen Erwartungen an Videoüberwachung

GDN - Nach dem versuchten Bombenanschlag auf dem Bonner Hauptbahnhof arbeiten Bundespolizei und Deutsche Bahn (DB) an effizienteren Strukturen bei der Zusammenarbeit. "Die Arbeitsteilung von Polizei und Bahn bei der Videoüberwachung soll überdacht und neu geregelt werden", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der "Welt am Sonntag".
Ziel sei es, künftig flexibler und schneller reagieren zu können. Ende Januar soll ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet werden. Die Deutsche Bahn warnt jedoch vor zu hohen Erwartungen in Folge einer Ausweitung der Videoüberwachung auf Bahnhöfen und an Gleisanlagen. "Kameras können bei der Aufklärung helfen, aber sie sind kein geeignetes Mittel, Straftaten zu verhindern", sagte der Sicherheitschef der Deutschen Bahn, Gerd Neubeck, der Zeitung. "Betrunkene oder Menschen, die im Affekt handeln, achten nicht darauf, ob es eine Videoüberwachung gibt. Und vorsätzlich Kriminelle vermummen sich oder umgehen die Überwachungsinstrumente." Die Bahn wird sich zwar nicht gegen eine Ausweitung der Videoüberwachung sperren, bezweifelt aber den Sinn der Aktion. "Wir würden weitere Kapazitäten aufbauen. Und falls gewünscht, werden die Mitschnitte der Videokameras von allen deutschen Bahnhöfen auch gespeichert", sagte Neubeck. Technisch sei das möglich. "Ich fürchte nur, wie das Beispiel London zeigt, dass wir Fanatiker damit von ihren Plänen nicht abhalten können. Die freuen sich sogar, wenn Videobilder ihrer Taten in der ganzen Welt verbreitet werden", meint der Sicherheitschef. "Wahr ist leider: Es gibt keine absolute Sicherheit." Die Vorstellung, entschlossene Täter wie Terroristen dingfest machen zu können, wenn sie zur Tat schreiten, hält Neubeck für illusorisch: "Die Bekämpfung des Terrorismus kann nicht in deutschen Bahnhöfen stattfinden. Das Problem muss man an der Wurzel angehen, dort, wo die Ursachen liegen." Noch ist umstritten, wer die Kosten für das Installieren neuer Kameras und die Überwachung der Mitschnitte tragen soll. Nach derzeitiger Praxis kommt die Bundespolizei dafür auf, die Bahn speichert in ihrem Auftrag Kamerabilder. Dennoch sieht die Bundespolizei künftig auch die Bahn in der Pflicht: "Es gibt so etwas wie unternehmerische Sicherheitsvorsorge", heißt es in der Zentrale in Potsdam. Der Bahn-Sicherheitschef kontert: "Das Verhindern von Straftaten ist Sache der Polizei. Die Bahn kann sie dabei unterstützen, was sie auch macht. Und wer die Zuständigkeit für eine Aufgabe hat, trägt in erster Linie auch die Kosten." Wie wirksam ein flächendeckender Kamerabetrieb wäre, ist umstritten. Experten wissen, dass man Checks wie an Flughäfen einführen müsste, um Bomben auf Bahnhöfen zu verhindern. Das wäre angesichts von 5400 Haltepunkten im Land eine Mammutaufgabe. "Sicherheitskontrollen bei der Bahn, wie es sie in der Luftfahrt gibt, sind völlig unrealistisch, selbst im Fernverkehr. Im Grunde müssten wir dann solche Kontrollen schon beim Betreten eines Bahnhof oder einer S-Bahn-Station durchführen. Ein geregelter Zugverkehr wäre unter solchen Umständen kaum vorstellbar", weist Neubeck entsprechende Forderungen zurück. "Es ist unmöglich, den gesamten Schienenverkehr zu überwachen. Wir befördern jeden Tag 7,5 Millionen Menschen, so viel wie die Lufthansa in einem Jahr. Allein in den Hamburger Hauptbahnhof kommen jeden Tag etwa 450.000 Menschen."
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