Politik
Reaktionen auf den Pipeline-Stopp in North-Dakota
Versöhnung gegen Konfrontation
(Quelle: standwithstandingrocknodapl)
GDN -
Auf die Entscheidung der zuständigen Behörde, den Bau der Dakota Access Pipeline in der unmittelbaren Umgebung des Standing Rock-Sioux-Reservat vorerst zu stoppen und Gespräche mit den betroffenen Ureinwohnern aufzunehmen, haben die beteiligten Parteien auf höchst unterschiedliche Weise reagiert.
Nach der Erklärung des US-Armeekorps der Ingenieure, die Genehmigung zur Unterquerung des Lake Oahe, an der Grenze des Standing Rock-Sioux-Reservates, nicht zu erteilen (GDN berichtete, http://www.mariograss.germandailynews.com/bericht-81916/us-armee-stoppt-umstrittenen-pipeline-bau.html), äußerte sich das Oberhaupt des Standing Rock Sioux Stammes Dave Archambault II. zu dieser Entwicklung:
“Der US-Armeekorps der Ingenieure hat angekündigt, dass es die Genehmigung für den geplanten Verlauf der Dakota Access Pipeline nicht erteilen wird. Stattdessen wird das Corps eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen, um mögliche Alternativrouten zu suchen. Wir unterstützen diese Entscheidung der Verwaltung im vollen Umfang und begrüßen mit größter Dankbarkeit den Mut, den Präsident Obama, das Armeekorps, das Justizministerium und das Innenministerium gezeigt haben, um den Verlauf der Geschichte zu korrigieren und das Richtige zu tun. Der Stamm der Standing Rock Sioux ist der Obama-Administration auf ewig dankbar für diese historische Entscheidung.
Wir möchten allen danken, die eine Rolle bei der Unterstützung dieser Sache gespielt haben. Wir danken den Millionen Menschen rund um den Globus, die sich für unsere Sache eingesetzt haben. Wir danken den Tausenden von Menschen, die hierhergekommen sind, um uns zu unterstützen. Wir danken besonders den anderen Indianerstämmen, die in Solidarität zu uns standen. Wir sind bereit das Gleiche zu tun, wann immer diese Menschen in Not sind.
Wir hoffen, dass Kelcey Warren, Gouverneur Dalrymple und die kommende Trump-Administration diese Entscheidung respektieren wird. Verträge sind rechtsverbindlich und müssen respektiert werden. Wir sind nicht gegen Energieunabhängigkeit oder wirtschaftliche Entwicklung, aber wir müssen dafür sorgen, dass diese Entscheidungen im Dialog und mit Rücksicht auf unser Volk getroffen werden.
Unseren lokalen Strafverfolgungsbehörden möchte ich sagen: Ich hoffe, dass wir zusammenarbeiten können, unsere Beziehung heilen und gemeinsam daran arbeiten, das Leben und die Sicherheit der hier lebenden Menschen zu schützen. Ich erkenne die extremen Belastungen, die diese Situation verursacht hat und freue mich auf eine Zukunft, die von mehr gegenseitigem Verständnis und Respekt geprägt sein wird.“
Die Erklärung des für das Pipelineprojekt verantwortlichen Unternehmens, Energy Transfer Partners, schlägt gänzlich andere Töne an: “Die heutige Weisung des Weißen Hauses ist nicht mehr als der neueste Versuch den Bau der Pipeline zu verzögern und folgt somit einer Reihe von Entscheidungen einer Verwaltung, die die Rechtsstaatlichkeit zugunsten einer Anbiederung an einen kleinen, extremen politischen Wählerkreis aufgegeben hat.
Wir werden uns weiterhin voll und ganz dafür einsetzen, dass dieses wichtige Projekt zum Abschluss gebracht wird und wir gehen davon aus, den Bau der Pipeline ohne zusätzliche Umleitungen abzuschließen. Nichts, was die Behörde heute getan hat, verändert daran in irgendeiner Weise etwas.“
Wir werden uns weiterhin voll und ganz dafür einsetzen, dass dieses wichtige Projekt zum Abschluss gebracht wird und wir gehen davon aus, den Bau der Pipeline ohne zusätzliche Umleitungen abzuschließen. Nichts, was die Behörde heute getan hat, verändert daran in irgendeiner Weise etwas.“
Der Konzern geht davon aus, dass die Trump-Administration die Entscheidung rückgängig machen wird, zumal der designierte Präsident bereits vor seiner Wahl deutlich gemacht hat, dass er den Ausbau der Dakota-Pipeline forcieren wird. Zudem besaß er Aktien an der Pipelinegesellschaft Energy Transfer Partners und hält weiter bis zu 250.000 Dollar am Energiekonzern Phillips 66, der mit 25 Prozent an der Dakota-Pipeline beteiligt ist.
“Ab dem 20. Januar haben die Erwachsenen das Sagen", poltert der republikanische Kongressabgeordnete Kevin Cramer aus North Dakota und Paul Ryan, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, hält die getroffene Entscheidung lediglich für eine kurzzeitige Verzögerung: “Ich freue mich darauf, wenn diese Anti-Energie-Präsidentschaft hinter uns liegt."
Es ist nicht einmal völlig auszuschließen, dass der Bau der Pipeline, ungeachtet der ergangenen Weisungen, fortgesetzt wird und der Konzern die drohenden Strafzahlungen billigend in Kauf nimmt. Der Baustopp ist daher für die Sioux und ihre Unterstützer zunächst nicht mehr als ein Etappensieg, der von kurzer Dauer sein könnte. Die Protestteilnehmer, mittlerweile übersteigt deren Zahl 10000 Menschen, die an der Grenze zum Reservat campieren, kündigten daher an, zu bleiben, bis sichergestellt sei, dass Trump die Entscheidung nicht rückgängig mache.
Doch überraschenderweise rief Dave Archambault II. die Demonstranten am gestrigen Abend auf, das Protestcamp zu verlassen. Er befürchte, dass die Pipelinebetreiber durch Provokationen die Demonstranten zu illegalen Handlungen verführen könnten und die Anliegen der Sioux dadurch Schaden nehmen würden. Zudem könnten die Bedingungen im überaus rauen Winter in North Dakota für die Menschen im Camp gesundheitlich bedenklich werden. Er hoffe, Donald Trump bald treffen zu können, um mit ihm über den Baustopp zu sprechen.
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