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Gemischte Reaktionen auf neuen BER-Chef Mehdorn

GDN - Die Ernennung des ehemaligen Chefs der Deutschen Bahn und der Fluglinie Air Berlin, Hartmut Mehdorn, zum neuen Geschäftsführer des Flughafens Berlin Brandenburg International (BER) ist auf gemischte Reaktionen getroffen. Der Vize-Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und Chef der Berliner Liberalen, Martin Lindner, begrüßte die Berufung: "Ich schätze Herrn Mehdorn sehr. Er ist ein guter Sanierer, der jetzt hoffentlich Schluss macht mit dem roten Affentheater von Berlin und Brandenburg", sagte Lindner "Handelsblatt-Online".
Es gehe jetzt darum, den Flughafen erfolgreich zu Ende zu bauen. "Da ist einer mit dem Charisma und der Unabhängigkeit Mehdorns genau der Richtige." Der Ex-Bahn-Chef lasse sich von der Politik nicht den Schneid abkaufen. "Meine Hoffnung ist, dass er Klartext redet und den Schlafmützen Wowereit und Platzeck klipp und klar sagt, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen", sagte Lindner. "Mehdorn sollte in allen Belangen Tacheles reden, auch beim Thema Nachtflugverbot." Lindner lobte in diesem Zusammenhang indirekt auch das Engagement von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). "Ich freue mich, dass der Bund hier offensichtlich seinen Einfluss geltend gemacht hat", sagte er. Als schädlich für das BER-Projekt wertete der Vorsitzende des Flughafen-Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Martin Delius (Piratenpartei), die Berufung Mehdorns. Als "echter Management-Brocken" sei Mehdorn zwar für den Chefposten geeignet. "Allerdings kann der zerstrittene und überforderte Aufsichtsrat einem solchen Menschen nichts entgegensetzen und wird für den Managementprofi für anstehende Aufgaben auch kein guter Partner sein können", sagte Delius "Handelsblatt-Online". "Darunter wird die Aufsicht über des Projekt weiteren Schaden nehmen und die Kontrolle durch die Parlamente weiter gefährdet." Von Mehdorn erhofft sich Delius, dass er einen "unbedingten Transparenz- und Konsolidierungskurs" fahren werde. "Die Öffentlichkeit und die Parlamente erwarten zu Recht vom neuen Airport-Chef, dass er notfalls gegen die politischen Ränkespiele des Aufsichtsrats absolute Offenheit über das Projekt BER wahrt und Fakten liefert, die wir bisher vermissen." Priorität müsse jetzt die Fertigstellung des BER haben. "Sparsamkeit und plausible Ausgaben sind wichtiger als neue Ausbaufantasien und Drehkreuzspekulationen." Auch Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sieht die Personalentscheidung kritisch. "Wenn man denkt, schlimmer geht es nicht, überzeugt einen der Aufsichtsrat zuverlässig vom Gegenteil. So setzt sich die Flughafengesellschaft endgültig dem Gespött aus", sagte Künast "Spiegel Online". Es werde ein erfahrener Manager von Großprojekten gebraucht. "Doch die Wahl fällt auf denjenigen, der zehn Jahre als Bahnchef das Milliardengrab S21 betrieben hat", so die Fraktionschefin der Grünen weiter. Der FDP-Generalsekretär und Verkehrsexperte der Liberalen, Patrick Döring, ist skeptisch, ob Mehdorn der richtige Geschäftsführer für den Pannenflughafen BER ist. "Hartmut Mehdorn kann Führung und harte Hand, er kennt sich mit Fluggesellschaften aus, aber ob er das Chaos am BER wirklich richten kann, das muss man erst noch sehen", sagte Döring dem "Tagesspiegel". Es fehle vor allem auch Führung im Detail, und da kenne sich Mehdorn beim BER auch nicht aus. "Sicher ist: Er allein kann das Projekt nicht retten", so der FDP-Generalsekretär weiter. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), hält nichts davon, dass der ehemalige Bahn- und Air-Berlin-Chef neuer Leiter des Hauptstadtflughafens BER werden soll. "Der BER hätte einen diplomatischen Chef gebraucht, der offen und behutsam auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Aufsichtsräte und Auftragnehmer zugeht", sagte Hofreiter "Handelsblatt-Online". "Hartmut Mehdorn kann ich mir in dieser Rolle überhaupt nicht vorstellen."
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