Finanzen

Harvard-Starökonom Alesina fordert Lohnerhöhungen in Deutschland

GDN - Der Starökonom Alberto Alesina setzt darauf, dass höhere Löhne in Deutschland den europäischen Krisenstaaten Rückenwind im Kampf gegen die Schuldenkrise verleihen könnte. "Was hilft, sind höhere Löhne", sagte der in Harvard lehrende Wirtschaftsprofessor in einem Interview der "Welt am Sonntag" (2. Dezember 2012).
Höhere Staatsausgaben in Deutschland lehrt der italienische Spitzenökonom dagegen ab. "Selbst wenn Deutschland die Staatsausgaben um ein, zwei Prozentpunkte erhöht oder die Steuern in gleichem Umfang senkt, wäre das viel zu wenig, um den anderen Ländern zu helfen." Immer wieder gab es zuletzt Forderungen vom IWF und einigen Euro-Ländern, Deutschland müsse mehr ausgeben, um die Konjunktur in Europa anzuschieben. Für Griechenland sieht Alesina nur einen Ausweg: "Inzwischen sind die Probleme in Griechenland so groß und der Schuldenstand so hoch, dass ein Schuldenschnitt unausweichlich ist." Die in dieser Woche beschlossenen neuen Hilfsgelder verlängerten nur den Weg dorthin. Die Gelder der europäischen Partner seien "so oder so zum Teil verloren", sagt Alesina. Einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone lehnt der Ökonom wegen der damit verbundenen Ansteckungsgefahren auf andere Länder ab. Die am wenigsten gefährliche Lösung für Griechenland sei, "das Land bekommt einen Schuldenschnitt und verbleibt in der Währungsunion", so Alesina. Große Sorgen macht sich der Finanzexperte über Frankreich. "Frankreich ist ein viel größeres Problem, als wir alle dachten." Weder die alte noch die neue Regierung hätten gespart. Zudem gingen die Vorschläge von Präsident François Hollande völlig in die falsche Richtung. "Steuern in einem Land zu erhöhen, dessen Staatsausgaben 60 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen, ist generell eine ganz schlechte Idee." Auch die Absenkung des Renteneintrittsalters sei kontraproduktiv, stattdessen müsse das Alter erhöht werden. Alesina fordert Frankreich dazu auf, die Ausgaben zu senken. Seine Forschungen hätten gezeigt, dass die Senkung von Staatsausgaben das Wachstum viel weniger dämpfen als Steuererhöhungen.
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