Finanzen

Gazprom will weitere Marktanteile in Deutschland gewinnen

GDN - Der weltgrößte Gaskonzern Gazprom will seine Marktmacht in Deutschland vergrößern. "Deutschland ist und bleibt unser wichtigster Markt in Europa", sagte Alexander Medwedjew, stellvertretender Vorstandschef und zuständig für das Exportgeschäft, im Interview mit dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe).
"Wir sehen im deutschen Gashandel noch Potenzial und wollen hier unseren Marktanteil noch ausbauen." Der russische Konzern deckt nicht nur ein Drittel des deutschen Gasbedarfs. Vor zwei Wochen kündigte Gazprom außerdem an, den Gasgroßhändler Wingas komplett zu übernehmen. Das Unternehmen mit Sitz in Kassel, an dem Gazprom bislang 50 Prozent der Anteile hält, ist hinter E.On Ruhrgas die Nummer zwei im deutschen Großhandel und hat jetzt schon einen Marktanteil von 15 bis 20 Prozent. Die wachsende Marktmacht von Gazprom wird in Europa kritisch beäugt. Die EU-Kommission hat vor Monaten Geschäftsräume des Unternehmens durchsuchen lassen und ein Kartellverfahren eröffnet. Medwedjew sieht das aber gelassen. "Wir waren wirklich überrascht von diesen Vorwürfen", sagte er. Gazprom sei doch "ein Pionier der Marktliberalisierung" in Europa. Das habe der Konzern zusammen mit BASF mit dem Gasgroßhändler Wingas bewiesen, der das Monopol auf dem deutschen Gasmarkt geknackt habe. "Wir sind doch genauso abhängig von West-Europa wie West-Europa von uns", betonte Medwedjew. Der Gazprom-Vize verteidigte auch die umstrittene Ölpreisbindung: "Es wäre ein zu großes Experiment, wenn sich der Gaspreis nur am Spotmarkt orientieren würde. Und wer würde bezahlen, wenn das Experiment misslingt? Die Kunden natürlich. Ölpreisindexierte Verträge sind dagegen kalkulierbar und gut zu managen."
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