Gesundheit

Mutation des Polio-Virus durchbricht Impfschutz im Kongo

Kinderlähmung


Polio (Quelle: pixabay/valerianoivadejesus)
GDN - Trotz umfassender Impfprogramme bleibt die Poliomyelitis ein weltweites Problem. Kürzlich haben Wissenschaftler im Kongo ein mutiertes Polio-Virus identifiziert, das den gegenwärtigen Impfschutz durchbrechen kann - mit fatalen Folgen.
Der Fund der mutierten Virusvariante
Dank großflächiger Impfprogramme wurde die Poliomyelitis weltweit stark zurück gedrängt. Dennoch fanden Wissenschaftler der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Gabun eine mutierte Virusvariante, die offenbar in der Lage ist, den gegenwätigen Impfschutz zu durchbrechen.

Das Virus wurde bereits im Jahr 2010 im Zuge einer Polio-Epidemie in der Republik Kongo isoliert. Während dieser Epidemie erkrankten nachweislich 445 Menschen an Poliomyelitis, von denen 209 verstarben. Laut eigenen Angaben war ein jedoch Großteil der Erkrankten gegen die Polio geimpft. Die behandelnden Ärzte stuften die Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate daraufhin als ungewöhnlich hoch ein, weshalb Wissenschaftler das Virus genauer untersuchten.
Die Eigenschaften der neuen Virusvariante
Nach der Isolation des Virus wurde es eingehend von Wissenschaftlern der Universität Bonn auf die Ausprägung der Mutation und deren potentielle Auswirkungen auf die Wirksamkeit des Impfschutzes untersucht. Bei diesen Untersuchungen zeigte sich, dass das Virus an einer entscheidenden, gestalt-bestimmenden Stelle eine Mutation trägt. Diese Mutation hat zur Folge, dass Antikörper, die durch die gängige Impfung gebildet werden, das Virus nur noch schlecht erkennen. Dadurch kann das Virus nicht optimal neutralisiert werden.
Um zu untersuchen, wie gut sich die neue Virus-Variante dem Immunsystem tatsächlich entzieht, haben die Wissenschaftler Blutproben von 34 Medizinstudenten untersucht. Alle Probanden besaßen kompetente Antikörper gegen normale Polioviren, die sich im Zuge der Polio-Impfung gebildet hatten, wie die Untersuchungen ergaben. Die Untersuchung des Blutes der Probanden mit der mutierten Virusvariante ergab jedoch eine deutlich schwächere Immunreaktion.
Zwar konnte die Epidemie im Kongo durch intensive Hygiene- und Impfmaßnahmen gestoppt werden, was für die Wirksamkeit gängiger Impfstoffe spricht, solange sie ordnungsgemäß verabreicht und aufgefrischt werden. Dennoch ist das Erscheinen einer neuen Virusvariante ein Warnsignal für die Forscher, deren erklärtes Ziel es sei, die Kinderlähmung in den nächsten Jahren weltweit auszurotten.

weitere Informationen: https://www.pnas.org/content/111/35/12889.abstract

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