Kultur

Pelleas et Melisande

Pelleas et Melisande

Theater Heidelberg
(Quelle: Pressportmedia)
GDN - Pelléas et Mélisande ist eine französische Oper in fünf Akten. Die Musik stammt von Claude Debussy. Der Text ist eine Adaption des gleichnamigen Schauspiels von Maurice Maeterlinck. Uraufgeführt wurde die Oper am 30. April 1902 in Paris in der Opéra-Comique.
Unterschwellig souffliert es uns seelische Prozesse von der Entfremdung derer, die ehelich zusammengehören, und vertraut uns die Tragödie zwischen den unglücklich Liebenden Pélleas und Mélisande an. Der Regisseur Lorenzo Fioroni kontrastierte die Melancholie der Oper mit Szenen von grotesker, abstrakter und antinaturalistischer Dramatik, eine Neuinszenierung in der die magische Wirkung der Bilder durch filmische Elemente und ein bunkerartiges, verfallendes Ballettstudio als Bühnenbild dargestellt wurde. Ein modernes inszeniertes Theaterstück durchweg mit grellem Scheinwerferlicht präsentiert, das jedes romantische Flair gewollt vermeidet und die Szenen in hellen, kargen und wuchtigen Wänden präsentiert.
Ein gelber Vorhang, dahinter rechts die Spiegelwand eines Ballett-Probensaals, links eine Art Bühnenraum. Überall öffnen sich rätselhafte Räume in dem Tanz, Liebesszenen, Gewalt in einer kalten klaustrophobischen Szenerie gezeigt werden die uns die Wahrnehmung von Magie und unbestimmter Sehnsucht verhindert. Alte Familiendias werden immer wieder auf eine Leinwand projiziert. Hochzeitsfotos und Strandfotos als Ersatz fürs das reale Idyll.
Die Musik der einzigen Oper Claude Debussys vermag den Zuhörer in einen Rausch zu versetzen. Dabei durchwandert die Regionen zwischen Tages- und Nachtbewusstsein, wo tiefere Seelenschichten schemenhaft aufsteigen. Auch Mélisande erscheint wie nicht von dieser Welt. Sie wirkt fremd, ängstlich, durchsichtig und hermetisch verschlossen zugleich, leben in einer Zwischenwelt, gefangen irgendwo zwischen Wissen und Fühlen, Bewusstsein und Unbewusstsein. Dabei wird die Dramatik in den einzelnen Szenen durch menschliche Zustände, schillernd, zauberhaft, beunruhigend mysteriös bis hin zum Wahnsinn dargestellt und in den Szenen thematisiert.
Überall lauern Tod und Verderben, doch die Figuren bewegen sich hilflos in ihrer mühsam konstruierten Fassade, die sie sich um die Kunstwelt des Balletts herum errichtet haben. Die Doppelbödigkeit und Unvereinbarkeit zwischen Sehnsüchten und Lebenswirklichkeit tritt durch die psychologisch subtile Inszenierung im Laufe der Vorstellung immer deutlicher hervor. Die seelischen Abgründe und Ängste der Protagonisten wurden eindrucksvoll durch die verspiegelten, die Perspektive verzerrenden Räume visualisiert.
Eine spannende, wenn auch in der Zusammenschau von Schwanensee-Motivik und tiefenpsychologischer Familienaufstellung sehr spekulativ konstruierte und daher nicht leicht zu dechiffrierende Geschichte. Eine durchweg sehr gelungene wenn auch fragwürdige Inszenierung. Unter der musikalischen Leitung von Yordan Kamdzhalov erhielt diese Aufführung nochmal ein besonderes Maß an Dynamik und genialer Darbietung. professionelle mitreisende musikalische Meisterleitung eines internationalen gefeierten Dirigenten.
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