Kultur

Das Tanztheater Wuppertal produziert neues Stück

Premiere im September


(Quelle: Mario Graß)
GDN - Während der gestrigen Pressekonferenz des Tanztheaters Wuppertal wurde auf die vergangene Spielzeit zurückgeschaut, aber vor allem die kommende Spielzeit vorgestellt. Dabei konnten die Verantwortlichen mit spannenden Neuigkeiten, bezüglich der zukünftigen Entwicklung des Ensembles, aufwarten.
Dr. Johannes Slawig
Quelle: Mario Graß
“Es ist ein ganz besonderer Tag und ein ganz besonderer Anlass.“ Mit diesen Worten eröffnete gestern der Stadtdirektor der Stadt Wuppertal Dr. Johannes Slawig die anberaumte Pressekonferenz im Wuppertaler Opernhaus, in deren Rahmen unter anderem der Spielplan für die kommende Spielzeit präsentiert werden sollte. In seinem Eröffnungsstatement stellte Slawig klar, dass sich das Tanztheater, bei dem ein “tief greifender Veränderungsprozess“ bevorstehe, der vollen Unterstützung der Stadt Wuppertal gewiss sein kann. Selbstverständlich sei die Pflege des Werkes von Pina Bausch weiterhin eine zentrale Aufgabe, dennoch seien Veränderungen, sowohl personell als auch künstlerisch, notwendig.
Alistair Spalding
Quelle: Mario Graß
Neben einer weiteren Verjüngung des Ensembles werde sich dieser Prozess in einem neuen Stück konkretisieren, welches im September 2015 in Wuppertal zur Uraufführung kommen werde. Hierzu sei ein Beratergremium, bestehend aus Alistair Spalding, Generaldirektor und Künstlerischer Leiter des Sadler´s Wells Theaters in London, Myriam De Clopper, Künstlerische Leiterin des deSingel in Antwerpen sowie Stefan Hilterhaus, Künstlerischer Leiter von PACT Zollverein, gebildet worden. Als Vertreter dieses Beratergremiums war Alistair Spalding bei der Pressekonferenz anwesend und stellte heraus, dass die von ihm übernommene Aufgabe, eine “große Ehre“ für ihn bedeute.
Eine zentrale Aufgabe dieses internationalen Teams bestand darin, bei der Auswahl der Choreografen für die neue Produktion beratend tätig zu werden. Im Ergebnis wurden für die Erarbeitung mit Tim Etchells, Theo Clinkhard, Cecilia Benguela und Francois Chaignaud insgesamt vier Choreografen eingeladen, die einen dreiteiligen Tanzabend kreieren werden.
Auf Nachfrage, was zu der Entscheidung, den Abend aus drei kürzeren Stücken zusammenzusetzen, geführt habe, äußerte Alistair Spalding, dass man sich hierzu entschlossen habe, um diesen neuen Schritt des Tanztheaters Wuppertal möglichst sanft und ohne die Gefahr, dass in ein einzelnes, abendfüllendes Stück von Außen zu viel hinein projiziert werde, verwirklichen wolle. Lutz Förster ergänzte, dass es ihm wichtig gewesen sei, alle 35 Tänzer des Ensembles an der Produktion zu beteiligen, was in einem einzelnen Stück kaum möglich gewesen wäre.
Dirk Hesse
Quelle: Mario Graß
Laut Dirk Hesse, Geschäftsführer des Tanztheater Wuppertal, werden in der kommenden Spielzeit, neben dem neu konzipierten Stück, neun weitere Produktionen zur Aufführung kommen. Es werde insgesamt 76 Vorstellungen geben, was zwar eine etwas geringere Zahl sei, als in der jüngeren Vergangenheit, aber noch immer in etwa die gleiche Anzahl, wie zu Pina Bauschs Lebzeiten. Diese leichte Reduzierung sei auf die personellen Veränderungen unter den Tänzern zurückzuführen, die zwangsläufig eine längere Probenzeit mit sich brächte.
Wie seid vielen Jahren gewohnt, werden auch in der kommenden Spielzeit die Stücke Pina Bauschs auf weltweiten Tourneen, die unter anderem nach Monaco, London, Paris und Neuseeland führen werden, präsentiert. Als einer der Höhepunkte der kommenden Spielzeit kann sicherlich das Gastspiel in der Arènes de Nîmes, unter der Mitwirkung des Orchesters des Siècles angesehen werden.
Nicht nur die Tatsache, dass bei diesem Gastspiel ein Stück unter freiem Himmel, in der atmosphärischen Umgebung eines antiken Amphitheaters, mit Liveorchester auf die Bühne gebracht wird, verspricht diese Auftritte zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen. Auch die äußeren Bedingungen, die, laut Dirk Hesse, aufgrund der Temperaturen und Lichtbedingungen das Proben zur Tageszeit unmöglich machen, werden eine besondere Herausforderung an die Kompanie darstellen. “Wir werden dort wohl in einem permanenten Jetlag leben“, fügte Hesse schmunzelnd hinzu.
Lutz Förster
Quelle: Mario Graß
Lutz Förster, der Künstlerische Leiter des Tanztheater Wuppertal, ging zunächst auf die zahlreichen Umbesetzungen, die in den vergangenen beiden Spielzeiten im Ensemble stattgefunden haben, ein und zeigte sich stolz, dass die Integration der neuen Tänzer gut funktioniert habe. Auch das bemerkenswerte Alterspektrum der Tänzer, das von 24 bis 64 Jahre reicht und fast an eine Großfamilie erinnere, mache das Ensemble des Tanztheater Wuppertal zu etwas Außergewöhnlichem und stelle zweifellos auch einen besonders Reiz dar.
Zudem betonte Förster seine große Zufriedenheit darüber, dass es in der Vergangenheit gelungen sei, neben den alten Fans, auch ein junges Publikum für das Werk von Pina Bausch zu interessieren und zu begeistern. So erinnere er sich beispielsweise voller Freude an das Bild eines 12 Jahre alten Jungen, der nach einer Vorstellung des weit über dreißig Jahre alten Stückes “Kontakthof“, gar nicht wieder aufhöhen wollte zu klatschen, so sehr habe ihn offenkundig das Gesehene beeindruckt.
Zu seiner persönlichen Zukunft ließ Förster wissen, dass er dem Tanztheater Wuppertal noch bis 2016 als Künstlerischer Leiter zur Verfügung stehe, dann aber aller Voraussicht nach wieder seinen Aufgaben als Professor für Zeitgenössischen Tanz an der Folkwang Universität, von denen er in der jüngeren Vergangenheit freigestellt wurde, nachkommen werde.
Was seine Nachfolge betrifft, hielten sich die Teilnehmer der Pressekonferenz noch bedeckt, ließen aber durchblicken, dass es bereits mehrere Überlegungen dazu gibt und auch Lutz Förster stellte heraus, dass er dem Tanztheater nicht den Rücken kehren werde, ohne zuvor die weitere personelle Zukunft der Institution sichergestellt zu wissen.

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