Gesundheit

Zahl der "Zappelphilipp"-Diagnosen erneut gestiegen

GDN - Die Zahl der ADHS-Diagnosen ist zwischen 2011 und 2014 erneut deutlich gestiegen. Nach Berechnungen der Barmer lag die Zahl der Jugendlichen, bei denen das sogenannte "Zappelphilipp"-Sydrom festgestellt worden ist um 11,6 Prozent über dem früheren Wert.
Das geht aus einem bislang unveröffentlichten Report der Krankenkasse hervor, der der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochausgabe) in Auszügen vorliegt. Insgesamt liege Zahl der Menschen mit der Diagnose ADHS damit bei rund 808.000, also einem Prozent der Bevölkerung, schätzt die Kasse. In der Untersuchung wurden Daten von über acht Millionen Versicherten ausgewertet. Vor allem Kinder leiden demnach unter ADHS. Ihre Zahl beläuft sich laut Barmer auf insgesamt 635.000. Zehnjährige Jungen stellen das Gros der Patienten dar (11,4 Prozent). Bei Mädchen wird ADHS deutlich seltener diagnostiziert. Die größte Patientengruppe sind hier die neunjährigen Schülerinnen mit einem Anteil von 4,3 Prozent. Der deutliche Anstieg der ADHS-Diagnosen erklärt sich nach Angaben der Barmer alleine durch die gestiegene Zahl der festgestellten ADHS-Erkrankungen von älteren Jugendlichen. Hier nahm die Zahl der Diagnosen um 21 Prozent zu. Bei der Behandlung von ADHS mit Methylphenidat kam es zu einer uneinheitlichen Entwicklung. Der Wirkstoff, der besser unter dem Handelsnamen Ritalin bekannt ist, wurde bei Kindern unter 15 Jahren seltener verordnet als noch vier Jahre zuvor. Die Zahl der Verschreibungen für ältere Patienten stieg hingegen an. Insgesamt nahmen 2014 rund 330.000 Menschen das Medikament. Die größte Patientengruppe stellten auch hier die zwölfjährigen Jungen dar (6,2 Prozent). Weiterhin wird ADHS in den Regionen der Bundesrepublik in sehr unterschiedlichem Ausmaß festgestellt. So liegt die Zahl der Diagnosen bei Jugendlichen in Würzburg und im umliegenden Landkreis 2,5 mal höher als der Bundesdurchschnitt. Die Region ist damit absoluter Spitzenreiter bei der ADHS-Diagnose sowie bei der Verschreibung von Ritalin, das dort etwa dreimal so oft verschrieben wird wie im Bundesschnitt. Barmer-Chef Christoph Straub sagte, die regional stark schwankenden Steigerungsraten ließen sich nicht ausschließlich medizinisch begründen. "Zudem sollte sich der therapeutische Ansatz nicht ausschließlich auf die Behandlung mit Ritalin beschränken." Ritalin steht in dem Ruf, auch für andere Zwecke verwendet zu werden. So sollen sich viele Menschen mit dem Mittel zu Höchstleistungen aufputschen, beispielsweise im Beruf oder auch an Universitäten.
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