Kultur

Wir nennen es Ludwig. Das Museum wird 40!

Eindrucksvolle Ausstellung in Köln


(Quelle: Mario Graß)
Ai Weiwei, Forever, 2003
(Quelle: Mario Graß)
GDN - Die sehenswerte Gruppenausstellung “Wir nennen es Ludwig“ stellt den Höhepunkt im Jubiläumsjahr des Museum Ludwig dar. Das Thema dieser breit angelegten Schau, die bis zum 18.Januar 2017 in Köln zu sehen ist, ist die Institution selbst.
Ahmet Ögüt, Bakunin´s Barricade, 2016
Quelle: Mario Graß
Der Eingang der Ausstellung gleicht einem Schlachtfeld. Autowracks, Gitter und Reifen türmen sich zu Barrikaden, die den Zugang zur Ausstellung zu erschweren scheinen, auf. Dazwischen sind Werke von Andy Warhol oder Oskar Kokoschka zu entdecken. Der Titel der Installation “Bakunin´s Barricade“ erinnert an ein historisches Ereignis. 1849 schlug Michail Bakunin, Anführer eines revolutionären Aufstandes in Dresden, vor, Gemälde aus der Dresdner Kunstsammlung zu Barrikaden aufzutürmen, um den Truppen des herrschenden Königs Friedrich August II. Einhalt zu gebieten.
Für das Museum Ludwig gilt es in diesem Jahr gleich drei Jubiläen zu begehen: 1946 schenkte Josef Haubrich der Stadt Köln seine Sammlung und legte damit den Grundstein für ein Museum, 1976 unterzeichneten Peter und Irene Ludwig ihren Schenkungsvertrag mit rund 350 Werken zeitgenössischer Kunst und 1986 konnte der Neubau des Museums eröffnet werden.
Auswahl der eingeladenen KünstlerInnen
Quelle: Mario Graß
Anlässlich der gemeinschaftlich vom Direktor und allen KuratorInnen des Hauses konzipierten Jubiläumsausstellung wurden 25 internationale KünstlerInnen und Künstlerkollektive eingeladen, sich intensiv mit der Institution auseinanderzusetzen und auf die Frage zu reagieren, was das Museum Ludwig für sie bedeutet. Alle eingeladenen KünstlerInnen sind im Vorfeld nach Köln gereist, haben das Depot des Museums in Augenschein genommen, sich mit der Architektur des Museumsgebäudes auseinandergesetzt und die Geschichte des Hauses sowie die Geschichten um das Haus verfolgt.
Im Hintergrund: Installation von Georges Adéagbo
Quelle: Mario Graß
Georges Adéagbo, bekannt für seine Installationen aus unterschiedlichsten Materialien, die stets Bezug zum Ausstellungsort nehmen, hat einzelne Kompartimente seiner 2004 für das Museum Ludwig erweiterten Installation “Der Entdecker und die Entdecker vor der Geschichte der Entdeckungen...!“, in ausgewählten Sammlungsräumen des Museums installieren und sie dadurch etwa in Dialog mit Werken von Joseph Beuys treten lassen.
Dr. Yilmaz Dziewior
Quelle: Mario Graß
Dieses wichtige Werk, das unzählige Assoziationen weckt, spiegelt den Anspruch der Sammlung des Museum Ludwig wider, das sich von Beginn der “Weltkunst“ verpflichtet sah. Diesen Umstand betont auch Dr. Yilmaz Dziewior: “Wir haben einen globalen Anspruch und deshalb wurden von uns Künstler eingeladen, die verschiedenste Regionen der Welt repräsentieren.“
Diango Hernandez, Installationsansicht, Matrosen
Quelle: Mario Graß
In der Tat unterstreicht die über alle Kontinente angelegte Auswahl der 25 eingeladenen KünstlerInnen den globalen Sammlungsansatz von Peter und Irene Ludwig. Diese pflegten beispielsweise einen engen Kontakt zu Kuba und trafen bereits Mitte der 1990er-Jahre dort den Künstler Diango Hernández. Dieser hat für das Jubiläum bedeutende Ausstellungstitel aus der Geschichte des Museums sowie dessen Schriftzug in eine sinnlich-poetische Landschaft aus wellenförmigen Sitzmöbeln und Wandgemälden übersetzt.
Dr. Barbara Könches
Quelle: Mario Graß
Dr. Barbara Könches (Kunststiftung NRW) wies während der Presskonferenz auf das überdimensionale Plakat der Guerilla Girls hin, das an der Fassade des Museums angebracht wurde und die Problematik privater Kunstsammlungen verdeutlicht. Die Guerrilla Girls nehmen, mit zahlreichen ihrer ausgestellten Plakate, aus feministischer Sicht eine kritische Neubewertung der Sammlung vor. Seit den 1980er Jahren macht die feministische Künstlerinnengruppe, die aus wechselnden, anonym bleibenden Mitgliederinnen besteht, darauf aufmerksam, dass Werke von Frauen in Museen unterrepräsentiert sind.
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Museumsdirektor Dr. Yilmaz Dziewior betont, dass auch die spürbare Identifikation des Museums mit der Stadt Köln, bei der Auswahl der KünstlerInnen eine gewichtige Rolle gespielt habe. Somit werfen auch dem Haus eng verbundene Künstler wie Candida Höfer, Marcel Odenbach, Claes Oldenburg, Gerhard Richter oder Rosemarie Trockel neue Perspektiven auf die Stadt und ihr Museum.
Claes Oldenburg, Mouse Museum
Quelle: Mario Graß
Gerhard Richter, Kapelle, 1995
Quelle: Mario Graß
Bodys Isek Kingelez, köln, 2001
Quelle: Mario Graß
Zudem sei es ein Anliegen gewesen, durch die Beteiligung junger internationaler KünstlerInnen, nicht nur die Geschichte des Museum Ludwig zu verhandeln, sondern ebenso neue mögliche Wege in die Zukunft aufzuzeigen. So überrascht beispielsweise das für seine bühnenhaften Arrangements bekannte Künstlerkollektiv Villa Design Group mit ganz besonderen Geburtstagstorten und wirft mit ihrer Installation einen Blick auf die berufliche Tätigkeit des Juristen Josef Haubrich, der seine Sammlung einst dem Wallraf Richartz Museum, der Vorläuferinstitution des Museum Ludwig, zur Verfügung gestellt hat.
Dr. Yilmaz Dziewior am Eingang zur Ausstellung
Quelle: Mario Graß
Dr. Brigitte Franzen (Peter und Irene Ludwig Stiftung) ist sich nach ihrem Rundgang in Hinblick auf die Gruppenausstellung gewiss: “Peter und Irene Ludwig wären heute sehr glücklich“. Die sehenswerte und äußerst abwechslungsreiche Schau “Wir nennen es Ludwig“ ist bis zum 18. Januar 2017 im Museum Ludwig in Köln zu sehen. Öffnungszeiten: Di-So, 10-18Uhr
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