Politik
Militarisierte Polizeikräfte räumen das Standing Rock-Protestcamp
“What happened in North Dakota?“
(Quelle: Raymond L Kingfisher)
GDN -
Bei der Räumung des Protestcamps gegen den Bau der “Dakota Access Pipeline“ erfolgten etwa 50 Verhaftungen. Militarisierte Polizeikräfte gingen dabei gegen Ureinwohner, Demonstranten sowie Journalisten vor. Letzteren ist es dennoch gelungen mittels Fotos einen Eindruck vom Geschehen zu vermitteln.
Vor einigen Tagen begeisterte Donald Trump während einer Rede in Florida seine Anhänger und verwirrte zugleich den Rest der Welt. “Schaut was in Deutschland passiert ist. Schaut was in Brüssel, Nizza und Paris passiert ist. Schaut was überall auf der Welt passiert“¦“, suggeriert er seinen Wählern ein düsteres Bild von der Außenwelt, die im Terror unterzugehen scheint. Seine Rede gipfelte in der rhetorischen Frage: “Schaut was letzte Nacht in Schweden geschehen ist. In Schweden! Wer hätte das geglaubt?“
In der Tat - wer hätte das geglaubt? Mittlerweile wissen wir, dass in der fraglichen Nacht nichts außergewöhnliches in Schweden geschehen ist und stellen stattdessen die Frage: “Was ist in North Dakota geschehen?“ Die Bilder, die uns von dort erreichen, scheinen tatsächlich eine Welt zu zeigen, die aus den Fugen gerät.
Seit Monaten hatten bis zu 10.000 Demonstranten gegen den Bau der "Dakota Access Pipeline" in North Dakota protestiert und sich mit dem dort lebenden Stamm der Standing Rock-Sioux solidarisiert. Im Zuge des von Präsident Trump angeordneten Weiterbaus wurde das Protestcamp geräumt (GDN berichtete, http://mariograss.germandailynews.com/bericht-85747/polizei-raeumt-standing-rock-protestcamp.html).
Seit Monaten hatten bis zu 10.000 Demonstranten gegen den Bau der "Dakota Access Pipeline" in North Dakota protestiert und sich mit dem dort lebenden Stamm der Standing Rock-Sioux solidarisiert. Im Zuge des von Präsident Trump angeordneten Weiterbaus wurde das Protestcamp geräumt (GDN berichtete, http://mariograss.germandailynews.com/bericht-85747/polizei-raeumt-standing-rock-protestcamp.html).
Während der überwiegende Teil der Demonstranten das Areal freiwillig verließ, entschlossen sich einige von ihnen, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen, auszuharren und eine Verhaftung bewusst in Kauf zu nehmen. Laut Medienberichten in den USA soll es dabei zu etwa 50 Inhaftierungen gekommen sein. Dabei sind verstörende Bilder entstanden, als dutzende Militärfahrzeugen das Camp einkreisten und Einsatzkräfte von Polizei und Nationalgarde, ausgestattet mit Maschinengewehren, gegen betende Ureinwohner, unbewaffnete Demonstranten und fotografierende Journalisten vorgingen.
Über dem Geschehen kreisten Hubschrauber des US-Grenzschutzes, dessen Aufgabe darin besteht, Personen oder Güter beim Grenzübertritt mit polizeilichen oder militärischen Mitteln zu überprüfen und somit potenzielle Gefahren abzuwehren. Das ausgerechnet diese Organisationseinheit eingesetzt wird, um amerikanische Ureinwohner einzuschüchtern und sie somit als ungebetene Gäste in einem fremden Land zu behandeln, “ist schon fast zu ironisch, um es in Worte zu fassen.“ (Linda Black Elk, Umweltaktivistin vom Stamm der Catawba)
Während sie versuchten, die Welt an den Geschehnissen teilhaben zu lassen, wurden mehrere Journalisten verhaftet. Einem von ihnen gelang es, kurz vor seiner eigenen Inhaftierung, ein gleichsam bewegendes wie verstörendes Foto zu machen. Es zeigt die Verhaftung von Erick Fierro. Dieser hatte zuvor versprochen bis zum letzten Moment das “heilige Feuer“ (ein Lagerfeuer, das während der vergangenen Monate rund um die Uhr im Camp loderte; Anm. GDN) zu bewachen. Erick hat sein Versprechen gehalten. Kurz darauf erloschen die Flammen.
Gelungen ist die Aufnahme Christopher Francisco, einem Journalisten vom Navajo-Stamm. Glücklicherweise konnte er das Bild sogleich via Internet verbreiten, denn nur wenige Augenblicke später wurde er selbst verhaftet. Ihm sei völlig bewusst gewesen, dass dies geschehen könnte, doch er entschied sich im Camp zu verbleiben, um so lange wie möglich die Vorgänge zu dokumentieren, ließ der mittlerweile wieder auf freiem Fuß befindliche Christopher Francisco wissen.
Einem weiteren Journalisten, Eric Poemz, ist es gar unabsichtlich gelungen, seine eigene Verhaftung aufzunehmen. Während er das Vordringen der militarisierten Polizeikräfte per Live-Feed festhielt, wurden seine Zuschauer zu Augenzeugen des Augenblicks, als diese auf ihn losstürmten. Die Bilder wurden zunächst wackelig und der Bildschirm schließlich schwarz. Zu hören waren lediglich noch die Schmerzensschreie von Eric Poemz, der kurz darauf auf dem Boden liegend verhaftet und anschließend in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Dieses hat er mittlerweile, versorgt mit einer Gehhilfe, verlassen und folgende Botschaft veröffentlicht.
“Ich lebe noch, habe ziemliche Schmerzen und kann derzeit nur mit einer Gehhilfe laufen. Meine linke Hüfte, mein Hals und mein Fußknöchel sind geschwollen. Meine Handgelenke sind ziemlich gequetscht. Der Arzt sagt, dass ich starke Prellungen an der Hüfte habe und sie morgen eine Computertomographie machen, um sicherzustellen, dass nichts gebrochen ist.“
Raymond L. Kingfisher vom Stamm der Nothern Cheyenne war aus Montana angereist, um in den letzten Stunden seine Solidarität zu bekunden. Mit Tränen in den Augen äußerte er beim Verlassen des Camps: “Wir haben standgehalten! Wir haben standgehalten, bis sie uns mit Gewalt gezwungen haben zu gehen! Aber das ist nicht unser Weg. Wir sind nicht gekommen, um zu kämpfen. Dies ist nicht das Land der Regierung. Es ist unser vertraglich zugesichertes Land.“
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