Politik

Steinmeier ruft in Weihnachtsansprache zu neuer Streitkultur auf

Frank-Walter Steinmeier
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bürger in seiner Weihnachtsansprache zu einer neuen Streitkultur aufgerufen. "Ich habe den Eindruck, wir Deutsche sprechen immer seltener miteinander. Und noch seltener hören wir einander zu", sagte Steinmeier in seiner Ansprache, die am 25. Dezember ab 19 Uhr von mehreren Fernsehsendern ausgestrahlt wird.
Wo immer man hinschaue, werde "gegiftet, da ist Lärm und tägliche Empörung". Das gelte vor allem für die Sozialen Medien. "Und mehr noch als der Lärm von manchen besorgt mich das Schweigen von vielen anderen", so Steinmeier weiter. "Immer mehr Menschen ziehen sich zurück unter ihresgleichen, zurück in die eigene Blase, wo alle immer einer Meinung sind - auch einer Meinung darüber, wer nicht dazugehört." Der Bundespräsident rief dazu auf, wieder zu lernen, "ohne Schaum vorm Mund" zu streiten und "unsere Unterschiede auszuhalten". Wer Streit habe, könne sich auch wieder zusammenraufen. "Wer gar nicht spricht und erst recht nicht zuhört, kommt Lösungen kein Stück näher. Sprachlosigkeit heißt Stillstand." Sein Weihnachtswunsch an die Bürger sei, dass die Gesellschaft mit sich im Gespräch bleibe, so Steinmeier. Das Staatsoberhaupt verwies auch auf das Auseinanderdriften von Gesellschaften in anderen Ländern. "Wir haben brennende Barrikaden in Paris erlebt, tiefe politische Gräben in den USA, Sorgen in Großbritannien vor dem Brexit, Zerreißproben für Europa in Ungarn, Italien und anderswo." In der Mitte Europas sei man nicht geschützt gegen solche Entwicklungen. "Auch bei uns im Land gibt es Ungewissheit, gibt es Ängste, gibt es Wut", so Steinmeier. "Unsere Demokratie ist immer so stark, wie wir sie machen." Sie baue darauf, dass man seine Meinung sage und für seine Interessen streite. "Und sie setzt uns der ständigen Gefahr aus, dass auch der andere mal Recht haben könnte." Am Ende einen Kompromiss zu finden, sei keine Schwäche, sondern das zeichne Demokraten aus. "Die Fähigkeit zum Kompromiss ist die Stärke der Demokratie", sagte der Bundespräsident.
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