Vermischtes

Solidaritätswelle durch eine Jahrhundertkatastrophe

Menschen helfen Menschen


Bildmontage (Quelle: Roland Kreisel)
GDN - Was ist es, das den Menschen menschlich und sozial macht? Ein Aspekt ist sicherlich sein Gemeinschaftssinn und die Solidarität gegenüber seinen Artgenossen. Drastisch sichtbar wird dies anhand des aktuellen Jahrhunderthochwassers am Bosporus.
Der Mensch ist von jeher ein soziales Wesen, das sich immer wieder mit seiner Menschenfamilie solidarisierte und zusammenschloss. In der letzten Eiszeit hatten sich nomadische Stämme und Gruppen, die im eiszeitlichen Sommer unabhängig voneinander wanderten, im Winter an einem Ort zusammengeschlossen und eine gemeinsame Siedlung gegründet. Gemeinsam hatten sie erheblich mehr Chancen, den eiszeitlichen Winter zu überleben. Letztlich verdanken wir diesem Umstand auch unser Leben, denn hätten unsere Vorfahren anders gehandelt, gäbe es uns möglicherweise gar nicht.
Etwa 10.000 Jahre danach hat sich an dieser sozialen Haltung des Menschen wenig geändert. Von 1991-1995 fand der zerstörerische Krieg am Balkan statt. Die Folge davon war die Aufspaltung und der Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens. Es war ein verheerender Krieg; Ein Krieg der Ethnien, der Völker, der Kulturen, der Religionen und des gegenseitigen Hasses. Jetzt 19 Jahre nach dem Ende dieses Krieges scheint es so, also ob sich die Völker zeitweise wieder versöhnen würden. Der Grund dafür ist die aktuelle und heftigste Flutkatastrophe in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien, seit dem Beginn der uns bekannten Aufzeichnungen.
Diese Katastrophe löste jetzt eine unglaubliche Solidaritätswelle aus. Vor Ort helfen Serben den Kroaten, Muslime und Orthodoxe helfen Christen und vice versa. Es gibt sogar Stimmen, die vermuten, dass es diesen fürchterlichen Krieg der 90iger Jahre nie gegeben hätte, wäre diese Katastrophe 23 Jahre früher passiert. So selbstverständlich ist plötzlich die gegenseitige Hilfsbereitschaft.
Doch die Solidarität geht längst weit über den Bosporus hinaus. Menschen aus der gesamten EU helfen, indem sie spontan und uneigennützig Geld und Hilfsgüter spenden. Die Überschwemmungen in Bosnien und Serbien vereinen auch die Helfer in der Schweiz. Viele der Großzügigen haben selbst das Schlimmste am eigenen Leib erfahren, wie die bisherigen Hochwässer zeigten.
Lichtblick inmitten des Schreckens
Anhand dieser unfassbaren Ereignisse kann man sehr deutlich erkennen, dass Mensch einen bis heute ungebrochen sozialen und hilfsbereiten Charakter hat. Auch wenn diese Tatsache bis heute in den täglichen Sensationsschlagzeilen und Abendnachrichten erstaunlich wenig Beachtung findet, und möglicherweise oft sogar bewusst unter den Teppich gekehrt wird. Wenn es darauf ankommt, stehen wir unseren Mitmenschen immer wieder hilfreich zur Seite. Das macht Hoffnung, dass die Vision einer friedlichen Welt, in der die Menschen einander respektieren und achten, doch noch Wirklichkeit werden kann.
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