Vermischtes

Gemeinnütziger Journalismus - non-profit journalism

Erfolgversprechend oder nutzlos?


Bildmontage (Quelle: Roland Kreisel)
GDN - Warum gemeinnütziger Journalismus? Unsere Nachrichtenagenturen, News-Redaktionen und Journalisten sind ja objektiv, unparteiisch und neutral zugleich. So sagt man jedenfalls. Doch stimmt das wirklich? Wie objektiv ist die Berichterstattung in der Realität?
Zwei Beispiele mögen die Objektivität der Nachrichtenagenturen und Redaktionen verdeutlichen. Journalismus bekommt Förderungen vom Staat. Das ist prinzipiell gut, denn dadurch sind AutorInnen und FilmemacherInnen nicht vom Profit abhängig. Leider kann der Staat dadurch aber auch direkt in die journalistische Berichterstattung eingreifen, und so die Veröffentlichung von gewissen Themen verhindern. Denn wer nicht brav ist, verliert die Förderung. In der Vergangenheit war dies schon mehrfach der Fall.
Die großen internationalen Nachrichtenagenturen, egal ob TV oder Print, haben einen enormen Verwaltungsapparat und noch größere Fixkosten, die sie monatlich bezahlen müssen. Finanziert wird dies vor allem durch Werbung. Werbung für Wirtschaft, Industrie und Politik. Stellen Sie sich nun vor, eine Nachrichtenagentur hat einen großen Werbekunden, der regelmäßig Werbung in dem Medium schaltet. Nun deckt aber ein Journalist genau dieser Agentur etwaige Dinge auf, die für die Firma des Werbekunden rufschädigend oder gar existenzgefährdend sein könnte.
Die Agentur hat nun genau zwei Möglichkeiten zu handeln. Zum einen bringt sie den progressiven Bericht und kommt damit der objektiven und unparteiischen Berichterstattung nach und verliert aber dadurch diesen Werbekunden für immer. Oder die Nachrichtenagentur verzichtet darauf, diesen Bericht zu veröffentlichen und behält sich dadurch den treuen Werbekunden. Wie entscheidet sich nun die Redaktion?

"Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten"
- Paul Sethe -
"Wer behauptet, die deutsche Presse sei, frei' von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen, hat den Blick für die Verhältnisse verloren."
- Oskar Lafontaine -

"Pressefreiheit hat sich in Deutschland verschlechtert!"
- Reporter ohne Grenzen, 2010 -

“Wirtschaftliche Engpässe bedrohen die Pressefreiheit in Österreich, und weltweit gab es 2013 mehr getötete Journalisten als in den Jahren davor.“
- Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) -

"Der Lokaljournalismus wird zunehmend von den wirtschaftlichen Zwängen der Verlage bedroht."
- Boris Palmer - Oberbürgermeister von Tübingen -

“US-Präsident Barack Obama führt einen “aggressiven Krieg“ gegen die Pressefreiheit.“
- Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) -
Die Vermutung liegt nahe, dass es in der Praxis keinen hundertprozentigen objektiven, unabhängigen und freien Journalismus gibt. Eine mögliche und durchführbare Lösung: Gemeinnütziger Journalismus. Das ist Journalismus, der vom Volk bezahlt wird, und weder von staatlichen Geldern subventioniert noch von Konzernen und Wirtschaft gesponsert. In Europa noch nicht gesetzlich verankert, ist in den USA gemeinnütziger Journalismus längst etabliert. Dort sind bereits mehrere Dutzend Medienunternehmen gemeinnützig, darunter befinden sich unter anderem National Geographic, die Nachrichtenagentur AP und das Recherchebüro ProPublica.
Ist gemeinnütziger Journalismus besser als der traditionelle Journalismus? Diese Frage kann mit ruhigem Gewissen nur mit “Ja ist er“ beantwortet werden. Denn im Gegensatz zum traditionellen Journalismus muss ein gemeinnützig arbeitender Journalist zwangsläufig qualitativ hochwertige Berichte abliefern, denn sonst kauft man seine Berichte nicht. Es reicht also auf keinen Fall aus, die Berichterstattung der großen Nachrichtenagenturen redaktionell umzuschreiben und anschließend zu veröffentlichen, denn dies könnte man ja ohnehin in den traditionellen Medien erfahren und nachlesen. Ein gemeinnütziger Journalist ist also dazu angehalten, eigene innovative Recherchen zu betreiben und eigene Berichte zu verfassen, die einen echten Nutzen haben.
Gemeinnützig arbeitende Journalisten sind das direkte Bindeglied zwischen Volk und Berichterstattung, da es keine Grenzen wie beim herkömmlichen Journalismus gibt. Zudem arbeiten gemeinnützige und freie Journalisten aufwändiger, detaillierter und genauer als die Massenmedien, denen es meist nur um große Verkaufszahlen oder Einschaltquoten geht.
Gemeinnützig arbeitende Journalisten haben so gesehen viele Vorteile. Sie sind nicht von Redaktionen abhängig, genauso wenig unterstützen sie finanziell die traditionellen Agenturen. Mehr noch, sie können sich selbst an die Stelle der Ressortchefs und Redaktionsleitungen setzen, denn es gibt niemanden, der über den einzelnen Berichterstattern steht.
Journalisten werden dadurch zu kleinen autonomen Redaktionen und Agenturen, die selbst entscheiden, was sie wann und wo veröffentlichen und publizieren. Aber auch für den bei uns bedrohten investigativen Journalismus (Enthüllungsjournalismus) brächte gemeinnütziger Journalismus viele Vorteile und würde sein “überleben“ sichern.

Nachteile für das Volk oder die Journalisten sind bei dem Konzept “gemeinnütziger Journalismus“ auch langfristig nicht zu erwarten, denn es profitieren beide Seiten davon. Journalismus kann nur besser und qualitativ hochwertiger werden.
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